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Historische Berichte


Ökonomiegebäude-Brand beim Rechl in Amerang

 

 

Vorausschicken muss ich, dass damals die Brandmeldungen immer an Allgöwer, das war der Wirt vom „Münchner Kindl“ und wie ich schon einmal bemerkt habe, der Antrieb der ganzen Endorfer Feuerwehr war.
Also es war so um 1932 im Sommer, ich war bei meiner Arbeit in der Werkstatt, kam unser Allgöwer gerannt: „Nachbar sofort ausrücken, beim Rechl z’ Amerang brennts !“ Ich schnell rein in die Uniform und in die Garage zu unserem Mannschaftswagen, über den ich, bevor ich über den Brand berichte, erzählen muss: Nachdem auch auf Betreiben von unserem Allgöwer 1929 die Motorspritze gekauft war, brauchten wir natürlich auch ein motorisiertes Fahrzeug. Kaufen ja,
aber mit was ?
Die Gemeinde damals noch klein und geringe Einnahmen, die Feuerwehr noch ärmer. Unser alter Allgöwer war wieder der Retter. In der Nähe wurde ein 6-Sitzer Daimler Benz Personenwagen, der zum Verkauf war, gekauft, der Wagner Maier Toni und ich wurden beauftragt, für den Wagen für Feuerwehrdienst, und gleichzeitig für Viehtransport geeignet, den Aufbau herzustellen.
Wir schnitten den Wagen hinter dem Fahrersitz auf, es wurde eine Rückwand angebracht und eine Brücke angefertigt, so dass rechts und links je 4 Mann sitzen konnten, in der Mitte eine Vertiefung wo die Füße und gleichzeitig Schläuche und Gerät untergebracht werden konnte. Diese Vertiefung konnte man abdecken, so dass eine Fläche für Vieh oder sonstigen Transport entstand.
Den Wagen also raus aus der Garage runter ins Feuerhaus, das heute noch steht, die Motorspritze angekuppelt, inzwischen hatte Allgöwer die übrigen Männer verständigt und ab ging die Fahrt was der Motor hergab nach Amerang.
Martinshorn gab es damals noch nicht, wir hatten an der Beifahrerseite eine große Glocke, die der Beifahrer nach Kräften läutete.
Also kamen wir nach Amerang: das große Gebäude, Stall, Scheune und Remise ein langer Bau, stand in hellen Flammen, da zum Teil schon die Ernte eingebracht war. Die Obinger Wehr war bereits da, brachten aber ihre Spritze nicht in Gang.
In nächster Nähe war ein Bach, so dass wir keine lange Druckleitung legen brauchten und auch ruckzuck hatten wir Wasser Marsch. Da wir an unserer Spritze auch damals schon 2 Schlauchanschlüsse hatten, haben wir auch gleich die B-Leitung angekuppelt, dieses B-Rohr, daran kann ich mich noch gut erinnern, hatte der Garnreiter Michl, ein starker Mann, in der Hand, ich war an der Spritze und gab gleich Vollgas.
Der erste B-Strahl ging an die Giebelmauer, so dass gleich die Steine flogen, der Michl drehte dann ab zum Feuer. Nachdem nun unser Angriff lief hatte ich Zeit, den Obinger Kameraden zu helfen ihre Spritze in Gang zu setzen was uns nach einiger Zeit auch gelang.
Die fuhren dann ebenfalls mit 2 Rohren und nach circa zwei Stunden war der Kampf zu Ende. Der Erste; der 2. Kampf begann dann im Gasthaus, denn der Besitzer Rechl ist gleichzeitig Gastwirt, das ist sicher allen bekannt und hat uns alle zur Stärkung eingeladen.
Wir hatten also auch Gelegenheit unseren „Brand“ zu löschen.
Bier und Schweinernes wurde in Mengen aufgetischt und es wurde spät mit der Heimfahrt, mit herzlichem Dank wurden wir verabschiedet. Ein Brotzeitpaket bekam jeder in die Hand gedrückt.

Erinnerungen von Paul Schnitzelbaumer, 2. Kommandant von 1949 bis 1961

Von ihm selbst niedergeschrieben ca. im Jahr 1975

Wörtliche Abschrift des handgeschriebenen Textes durch Mario Kögl 2004